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Buchtipp: Jeder von uns ist ein Rätsel

Eigentlich ist Alvies Betreuer an allem schuld: Der Sozialarbeiter, der für das Gericht eine Einschätzung abgeben soll, ob die 17-jährige (bei der unter anderem Asperger diagnostiziert wurde) vorzeitig für volljährig erklärt werden kann, sorgt sich wegen ihrer mangelnden sozialen Kontakte. Wenn sie mit direkter Kommunikation solche Schwierigkeiten hätte, könnte sie sich doch zunächst Freunde über das Internet suchen, schlägt er vor.

Nur deshalb kommt Alvie auf die Idee, eine Mail an Stanley zu schreiben, nachdem sie sein weggeworfenes Handy aus dem Teich gefischt und darauf seinen Namen und seine Mailadresse gefunden hat. Mit einer Antwort rechnet sie ohnehin nicht – sicherlich wird Stanley ihre Frage nach seiner Meinung zu einer quantenmechanischen Theorie als Spam abtun … zu Alvies Überraschung schreibt Stanley aber prompt zurück, ohne sich von ihren wissenschaftlichen Interessen abgeschreckt zu fühlen.

Während des anschließenden regen Mailaustauschs stellt sich dann noch heraus, dass er auch schon einmal Alvies absolutes Lieblingsbuch (die Kaninchensaga "Watership down") gelesen hat. Und trotz des für beide Seiten äußerst überraschenden Verlaufs ihres ersten persönlichen Treffens will Stanley Alvie wiedersehen – doch ist das Gefühlschaos, das er in Alvie auslöst, wirklich gut für sie?

Ihr größtes Geheimnis hat sie noch niemandem verraten und verdrängt die Erinnerung daran, da sie einen totalen Zusammenbruch fürchtet, wenn sie erneut damit konfrontiert werden sollte. Aber auch Stanley hat seine Geheimnisse.
Ist es vielleicht einfacher, sich ihnen gemeinsam zu stellen?

A.J. Steiger gelingt ein berührender Einblick in zwei verletzte Seelen, die erst noch lernen müssen, dass sie zu zweit stärker sind als allein.

Lesen!

Jeder von uns ist ein Rätsel. Von A.J. Steiger. Aus dem Englischen von Annette von der Weppen. Carlsen, Hamburg 2018.